Die Regensburger Turnerschaft - ein Verein mit Tradition
Die Regensburger Turnerschaft hat ihren Namen 1928 erhalten. Die Gründung erfolgte allerdings schon im Jahre 1861. 23 Männer (an der Spitze Herr Theodor Neumiller), die von dem Gedanken eines Friedrich Ludwig Jahn erfüllt waren, riefen den TV 1861 ins Leben.
Im Jahre 1886 entstand der Turnerbund Jahn (an der Spitze Herr Juwelier Albrecht) und schließlich folgte im Jahre 1901 der von Schlossermeister Jakob Kaiser gegründete Männerturnverein. Die drei genannten Vereine schlossen sich im Jahre 1928 unter der Leitung von Herrn Regierungsdirektor Dihm zur Regensburger Turnerschaft zusammen.
Die "Rotblauen" stehen seither unter dem Protektorat des jeweiligen Fürsten von Thurn & Taxis. Am 5. Januar 1930 wurde die RT-Halle am Oberen Wöhrd fertiggestellt. Während des Krieges wurde die Halle als Lazarett genutzt und anschließend bis 1951 von den Amerikanern belegt. Trotzdem entwickelte sich die RT in den 50iger Jahren mit rund 5.000 Mitgliedern zum zweitgrößten Sportverein Bayerns.
- 1950 kam das vom Vorsitzenden Karl Kaiser erbaute Freibad hinzu, in dem 1956 sogar die Olympia-Prüfungswettkämpfe zur Ermittlung der deutschen Teilnehmer für die Olympischen Spiele in Melbourne stattfand.
- 1960 wurde die Mehrzweckhalle fertiggestellt, was zu einem Mitgliederzuwachs der Hallensportarten führte.
- 1977 wurde an der Dr. Gessler-Straße eine Tennisanlage mit 17 Frei- und 3 Hallenfeldern erbaut. Dort ist die Tennisabteilung der RT, der TC Rot/Blau beherbergt.
Die aufsehenerregenste Leistung eines Regensburger Sportlers wurde von dem RTler Hans Huber als Schwergewichtsboxer 1964 bei den olympischen Spielen in Tokio erbracht. Im Finale errang er nach einer knappen Niederlage gegen den späteren Profi-Weltmeister Joe Frazier (USA) die Silbermedaille. Dies ist zweifellos einer der Höhepunkte der Geschichte der RT. Weiterhin sei an dieser Stelle auf die großen Aktivitäten auf dem geselligen Gebiet in den 50iger, 60iger und 70iger Jahren zurückgeblickt. Die RT-Halle bot sich damals einfach an um große Bälle abzuhalten, z. B. der Rot-Blau-Ball, der für die ganze Stadt ein unvergeßliches Ereignis ist.
Das die RT 1986 nicht zu Grunde ging ist sicherlich dem damaligen Präsidenten, Herrn Rudolf Winkler zu verdanken.
Er schaffte es das RT-Schiff vor dem finanziellen Untergang zu bewahren, in dem er die Liegenschaften (RT-Bad und Hallen) an die Stadt Regensburg „verkaufte“. Durch die Renovierung der Hallen mussten viele Abteilungen in andere Sporthallen umziehen, was einen großen Mitgliederschwund nach sich zog. Davon erholte sich die RT nur langsam. Hans-Thomas Raith, der das Amt des Präsidenten übernahm, setze nach den finanziellen Erfahrungen der letzen Jahre auf den Breitensport und auf neue Sportarten.
Auch die Jugendarbeit sollte wieder in den Vordergrund rücken. Unser Hauptsportwart Bruno Fischer schaffte es nach viel Mühen eine Kinderturngruppe mit großem Zulauf zu etablieren, die leider nach zwei Jahren durch den Umzug der Übungsleiterin wieder geschlossen werden musste. Also standen die Turner wieder ohne Turngruppe da.
Anderen Abteilungen gelang dafür ein großer Jugendzuwachs, wie z. B. der Tennisabteilung Rot/Blau oder der Schwimmabteilung unter der Leitung von Familie Mühl. Aber auch ansonsten wurde die RT nicht müde sich neuen Verhältnissen anzupassen. Die Regensburger Turnerschaft steht trotz allen Höhen und Tiefen heute sehr gut da. Finanziell solide, gesellschaftlich wieder im Mittelpunkt, konzentriert auf ein vielfältiges Sportangebot blickt die RT weiteren 150 Jahren beruhigt entgegen.
Mit ca. 1500 Mitgliedern in 28 Abteilungen legt die RT großen Wert auf den Breitensport. Weiterhin hat die RT ihr Augenmerk auf den Gesundheitssport und die Jugend gelegt. Wer glaubt, in einem Traditionsverein wie der RT nur traditionelle Sportarten zu finden, der irrt. In der RT gibt es neben Aerobic oder den asiatischen Kampfsportart immer wieder Menschen mit neuen Ideen und Angeboten.
Gesundheitssport mit der Herzsportgruppe und der Krebsnachsorgegruppe waren neue Standbeine und auch die asiatischen Kampfkunstsportarten bekamen bei der RT eine neue Heimat.
Als Hans-Thomas Raith aus gesundheitlichen Gründen sein Präsidentenamt an Dr. Franz Rieger abgab, wurde diese Arbeit weiter geführt. Neue Sportarten und neugegliederte Fitnessabteilung zogen in die RT-Hallen ein. Der größte Coup gelang der RT mit der Etablierung der Kindersportschule (KISS), einer Idee des BLSV und des BTV. 2009 unter der Leitung von Marina Schmeidl gegründet, konnte die KISS fast den Abgang der RT-Schwimmer auffangen.
Es war eine schwere Entscheidung die RT-Schwimmer nach einer 100jährigen Geschichte gehen zu lassen, allerdings für die Stadt Regensburg eine sehr gute. Zwei leistungsorientierte und konkurrierende Schwimmvereine in Regensburg unter einen Hut zu bringen, war sicherlich sehr schwer und endete 2010 mit einer Fusion zum Regensburger Schwimmclub, der jetzt alle seine Kräfte im Westbad bündeln kann.
2012 verabschiedete sich die RT auch noch von seiner Tennisabteilung. Diese hatte großes vor, was die RT finanziell nicht mitragen wollte. Auch dieser Abgang von ca. 400 Mitgliedern konnte kompensiert werden.
2019 beendete Dr. Franz Rieger seine Präsidentschaft. „Es waren schöne 13 Jahre und ich habe das gerne gemacht, aber irgendwann ist es soweit, das Amt in jüngere Hände zu abzugeben“, meint er. Jüngere Hände, dafür steht der bisherige Stellvertreter des RT-Vorstands, Thomas Aumer. Er wurde im Anschluss einstimmig zum neuen Präsidenten der Regensburger Turnerschaft gewählt. Aumer, seit 25 Jahren Mitglied des Vereins, ist Abteilungsleiter für Judo, selbstständiger Unternehmer und bisher 3. Stellvertretender Vorstand. „Ich möchte den Regensburger Turnverein erfolgreich in die Zukunft bringen“, so nahm er die Wahl zum Präsidenten an.